Wandern mit Kind – Was hilft gegen Langeweile

Wandern mit Kind - Was hilft gegen Langeweile

Wandern mit Kind – Was hilft gegen Langeweile und schlechte Laune ?

Alle Eltern haben es schon einmal beim Wandern mit Kind erlebt und viele fürchten diese unangenehme Situation. Irgendwann geraten selbst die wanderlustigsten und naturbegeistertsten Kinder mal an diesen Punkt. Langeweile kommt auf. Die Stimmung sinkt auf den Tiefpunkt. Schlechte Laune macht sich breit. Wenn das Kind sich nicht direkt auf den Boden schmeißt und streikt, dann ertönen nörgelnde Sätze wie: “Wann sind wir da?”, “Brauchen wir noch lange?”, “Das ist langweilig”, “Ich habe keine Lust mehr” oder “Ich will nach Hause”.  Kleinere Kinder fangen an Quatsch zu machen oder bitterlich zu weinen, um ihren Unmut zu äußern. Oder aber, sie sitzen in der Kindertrage und fangen an, sich wild zu winden und zu strampeln, schreien Papa ins Ohr oder ziehen der Mama an den Haaren.

Und das alles meist dann, wenn die Eltern gerade so richtig in Fahrt gekommen sind und es gar nicht verstehen können, warum ihre Kinder nun so urplötzlich keine Lust mehr haben.

Spätestens jetzt ist guter Rat gefragt, um die Sonntags-Tour oder die nächste lang ersehnte Wanderung im Urlaub nicht zu einem Desaster werden zu lassen – für die Kinder und für sie als Eltern. Begeben sie sich auf die Stufe der Kinder und schauen sie aus ihren Augen auf diese Situation.

Jedes Wandern mit Kind wird nur so gut, wie ihre kindgerechte Vorbereitung im Vorfeld war!

Mit diesen Tipps wird auch ihre Wandertour zu einem unvergesslichen Erfolgserlebnis für die ganze Familie.

 

 

1. Wandern mit Kind – Die kind- und altersgerechte Routenplanung

Die Planung der Route im Vorfeld ist das Allerwichtigste. Kinder mögen abwechslungsreiche Pfade über Stock und Stein, wo es immer wieder neue Dinge zu entdecken und zu erleben gibt und sich das Landschaftsbild immer mal wieder ändert. Sie hassen dagegen monotone, lange Strecken, die nur geradeaus führen.

Wandern mit Kind - ein toller Spielplatz hebt die Stimmung

Wandern mit Kind – ein toller Spielplatz hebt die Stimmung

Die ganze Zeit auf einem ebenerdigen Forstweg entlang zu schlendern, ist für Kinder nach kurzer Zeit langweilig.

Schauen sie sich also im Vorfeld die Route und das Gelände ganz genau an. Fangen sie am Anfang eher mit kurzen Strecken an, bzw. mit Routen, die sich notfalls abkürzen lassen. Planen sie die Route so, dass sie an möglichst vielen interessanten Ecken vorbei kommen, wie beispielsweise an einem See, an Wasserfällen, an Spielplätzen, Kuh-oder Pferdeweiden, Sandkuhlen oder “Trimm-dich-Pfaden”. Auch ein geplanter Zwischenstopp in einer Berghütte oder in einem Waldcafe sorgt für Abwechslung. Natürlich dürfen die häufigen Lunchpausen mit leckeren Snacks nicht fehlen und müssen in die zeitliche Planung mit einbezogen werden.

 

Weniger Strecke = weniger Stress = mehr Spaß für Kinder und Eltern

 

Als Faustregel für das streckenmäßige Tagespensum beim Wandern mit Kind gilt: Lebensalter x 1,5.

Das bedeutet, dass einem 3 jährigen Kind maximal eine Strecke von 4,5 km zugemutet werden kann. Einem 6 jährigen Kind in etwa 9 km. Ist es sehr hügelig oder gar bergig und geht bergauf und bergab, ist die Route dementsprechend kürzer zu planen. Natürlich ist das nur eine grobe Orientierung – herausgegeben von dem Deutschen Wanderverband. Es kommt auch immer auf den individuellen Charakter, den Willen und auf das Leistungsvermögen des Kindes an, was es zu berücksichtigen gilt.

 

Ebenso ist nicht zu verachten, je nach Neugier und Begeisterung des Kindes, dass jeder Stock, jeder Käfer, jede Schnecke und jedes interessante Blatt ausführlich begutachtet und studiert wird und so wenige Kilometer schonmal einen ganzen Tag dauern können.

 

Deshalb gilt: “Die Kinder geben das Tempo vor!” Und: “Weniger ist mehr!” Das heißt: Weniger Strecke und dafür mehr Zeit für die Kinder, die Natur entdecken und lieben zu lernen.

 

2. Wandern mit Kind – Begeisterung beim Kind entfachen

Ihr Kind hat nur so viel Spaß wie sie selber!

Einem Kind die Natur näher zu bringen und es dafür zu begeistern, funktioniert nur, wenn sie selber naturbegeistert sind. Wenn sie sich selber wie ein kleines Kind über einen tollen Stein, den zwitschernden Vogel im Baum, die wuselnden Ameisen am Boden, die hübsche Blüte am Wegesrand oder die leckeren Brombeeren erfreuen und sich dafür begeistern können, dann wird es auch ihr Kind tun. Ihr Kind wird es spüren, ob sie nur “so tun als ob” oder ob sie wirklich Spaß daran haben. Vermitteln sie ihr Wissen an das Kind weiter und erzählen Geschichten und Erfahrungen aus ihrer eigenen Kindheit.

Wandern mit Kind - Begeisterung wecken und fördern

Wandern mit Kind – Begeisterung wecken und fördern

Freuen sie sich wie Bolle mit ihrem Kind, wenn es etwas Spannendes gefunden hat oder ein Tier entdeckt hat und lassen sie ihr eigenes Kind in sich heraus. Achten sie auf ihr Kind. Seien sie nicht nur der schleppende Papa oder die achtsame Mama, sondern auch mal Kumpel und Spielkamerad und machen sie sogar manchmal ein wenig Quatsch mit ihrem Kind mit.

Wenn sie vor dem Ameisenhaufen wie ein wildgewordenes Huhn flüchten oder sich vor dem Grashüpfer und der Schnecke eckeln, dann wird das auch ihr Kind tun und warscheinlich wenig Spaß an solchen Ausflügen haben. Ein Wald, ein Berg oder eine Blumenwiese kann ein riesiger abenteuerlicher Spielplatz und Lernort für Kinder werden oder aber genau das Gegenteil – ein ödes und langweiliges Pflicht-Programm. Letztendlich haben sie es in der Hand! Wandern mit Kind funktioniert nur mit Begeisterung ihrerseits!

 

3. Wandern mit Kind – Kleine Stimmungsmacher während des Wanderns

Eine gemeinsame Gesangseinlage kann abrupt die Stimmung heben. Einfache Lieder wie ” Ein Männlein steht im Walde…”, ” Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm…” oder “Das Wandern ist des Müllers Lust…” lässt die Motivation des Kindes wieder steigen. Aber auch spontane Klettereinlagen auf Baumstämmen und Felsen oder Springen über Hindernisse wirken manchmal wahre Wunder.

Wandern mit Kind - Abwechslung während des Wanderns schaffen

Wandern mit Kind – Abwechslung während des Wanderns schaffen

Ein kleiner Wettkampf wie: “Wer zuerst da vorne bei der Kreuzung ist, hat gewonnen”,  “Wer kann länger auf dem Stamm balancieren” oder “Wer zuerst einen Pilz/eine Blüte/einen Käfer etc. am Wegesrand findet,  bekommt eine kleine Belohnung” sind ebenfalls leicht machbar und äußerst motivierend. Als positiven Nebeneffekt kommt man auch noch gut voran.

Wandern mit Kind - Spielen im Blätterbad

Wandern mit Kind – Spielen im Blätterbad

Sie können ihr Kind auch mal den Weg suchen lassen (“suche die gelben Wegmarkierungen”) oder – bei älteren Kindern – die Karte lesen lassen und so Verantwortung als Tourenguide übertragen.

Bei kleineren Kindern können sie mit ihrem Kind zusammen schöne Blätter und Blüten sammeln, die sie nachher gemeinsam Zuhause pressen und trocknen. Oder Kastanien suchen, aus denen sie Zuhause mit Zahnstochern Figuren basteln.

Das Element Wasser wirkt auf die meisten Kinder magisch und anziehend. Wenn sie an einem See oder einem Bachlauf vorbei kommen, dann lohnt sich hier immer ein Zwischenstopp. Wenn sie im Sommer wandern, dann ist eine kleine Abkühlung bestimmt herzlich willkommen. Bei Kindern – genauso wie bei ihnen. Ebenso kann in einem Tümpel nach Kaulquappen oder kleinen Fischen oder Enten Ausschau gehalten werden oder sie bringen ihrem Kind das Steine-ditschen bei. Wenn sie mehr Zeit übrig haben, dann können sie auch kleine Schiffchen bauen und sie über das Wasser gleiten lassen oder sie lassen ihr Kind einfach im Matsch spielen und kleine Dämme bauen.

Wandern mit Kind - Eine Abkühlung am Wasser tut im Sommer gut

Wandern mit Kind – Eine Abkühlung am Wasser tut im Sommer gut

 

4. Wandern mit Kind – Weitere Spiele während der Wanderung

In kleinen Gehpausen, während des Wanderns oder auch, wenn sie merken, dass die Stimmung kippt oder eine eher eintönige Strecke voraus liegt, können leicht kurze, aber stimmungsaufhellende Spielchen eingebaut werden.

 

Wortspiele

 

Klassiker unter den Spielen für unterwegs sind z.B. “Ich sehe was, was du nicht siehst…” oder “Ich packe meinen Koffer und nehme mit…”. Aber auch Wortspiele wie “Was reimt sich auf…”

In meiner Kindheit war ein beliebtes Spiel: ” Nenne mir ein Tier, welches mit dem Buchstaben beginnt, womit mein Tier aufhört. z.B. Ich sage Esel und du sagst dann ein Tier, dass mit dem Endbuchstaben “L ” beginnt…Lama…der nächste sagt eines mit A … Affe…Eisbär… usw…Jedes Tier darf nur einmal gesagt werden.

 

Schnitzeljagd / Geocaching / SchatzsucheWandern mit Kind - Schatzsuche, Schnitzeljagd oder Geocaching einbauen

Je nach Alter des Kindes oder der Kinder können kleine Schätze wie Murmeln, Schokotaler oder Gummibärchen am Wegesrand versteckt werden, die die Kiddis suchen müssen. Bei älteren Kindern können aber auch richtige kleine Schnitzeljagden veranstaltet werden, bei dem einer der Erwachsenen vorläuft und geheime Botschaften und kleine Aufgaben versteckt, die die Kinder erraten müssen. Auch Geocaching ist mittlerweile in aller Munde und kann so organisiert werden, dass die zu suchenden Schätze auf der Route liegen.

5. Wandern mit Kind – Erlebnis mit allen Sinnen

Regen sie ihr Kind dazu an, mit allen Sinnen dabei zu sein und diese zu trainieren. Mit allen Sinnen heißt: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen.

  • Sehen:

    Wandern mit Kind - mit allen Sinnen

    Wandern mit Kind – mit allen Sinnen

     

    Lassen sie ihrem Kind genügend Zeit, sich in der Umgebung umzusehen. Wenn sie noch nicht oft in der Natur mit ihrem Schützling unterwegs waren, dann sind dass unzählige neue Eindrücke, die erst einmal verarbeitet und bestaunt werden müssen. Nehmen sie auch gerne mal ein Fernglas oder eine Kamera mit, durch die ihr Kind schauen kann und die Dinge noch genauer wahrnehmen kann. Auch eine Becherlupe für kleine gesammelte Tiere ist wahnsinnig spannend.

 

  • Hören:

    Es knackt, raschelt und piept überall in der Natur. Schärfen sie zusammen mit ihrem Kind das Gehör und fördern sie dessen Sinneswahrnehmung. Lassen sie ihr Kind raten, was oder welches Tier diese oder jene Geräusche auslöst.

  • Riechen:

    Der Geruch der Natur ist etwas Wunderbares. Wie riecht Moos, wie Erde und welche ungeahnten Düfte strömen von verschiedenen Blumen und Pflanzen aus? Das gilt es zu erkunden.

  • Schmecken:

    Das Thema ist natürlich mit Vorsicht zu genießen. Sensibilisieren sie ihr Kind schon früh dafür, dass sie unbekannte Pflanzen und Pilze niemals ungefragt in den Mund nehmen darf. Es wird bald wissen, welche Früchte es essen darf und wann Mama und Papa vorher gefragt werden muss. Ein Auge ist trotzdem immer darauf gerichtet, was der Knirps aufhebt und Richtung Munde führt. Es gibt etliche Pflanzen und Beeren, die sogar Kindern schmecken. Einem Kind schmecken sowieso selbst gesammelte Kräuter und Früchte gleich wesentlich besser als gekaufte Salate. Wenn sie zusammen mit ihrem Kind leckere Kräuter, Früchte und Pilze sammeln und diese nachher gemeinsam Zuhause zubereiten und verzehren, dann wird das Thema “gesunde Ernährung für ihr Kind” ein Klacks.

  • Fühlen:

    Wandern mit Kind - Neue Dinge ertasten

    Wandern mit Kind – Neue Dinge ertasten

     

    Wann immer es möglich ist, lassen sie ihr Kind barfuß laufen. So spürt es viel besser die unterschiedlichen Untergründe – von Moos, Erde, Matsch und Gras über Kies, Steine und Stöcker. Dazu ist es auch noch gesund.

    Auch das Erfühlen von verschiedenen Oberflächen mit der Hand ist förderlich für die geistige Entwicklung ihres Kindes. Das können spitze oder auch rund geschliffene Steine sein, Zapfen, aber auch verschiedene Blattoberflächen – von glatt über pieksig bis rauh. Auch ein kitzelig krabbelnder Käfer oder eine schleimige Schnecke auf der Hand ist ein Erlebnis für jedes Kind.

6. Wandern mit Kind – Häufige Pausen einplanen

So eine Wander- und Entdeckertour ist anstrengend und macht müde. Planen sie unbedingt viele Pausen zwischen dem Laufen ein. Nehmen sie genügend Wasser oder Saft mit und denken sie auch an leckere Snacks fürs Kind. Wenn sie ihr Kind in einer Kindertrage oder Kraxe transportieren, dann denken sie besonders hier an viele kurze Pausen, bei denen sich ihr Knirps die Beinchen vertreten kann und sie ihren Rücken entlasten können.

Lese-Tipp: Sie planen, mit Kindertrage auf eine Wandertour zu gehen? Dann könnte dieser Beitrag für sie sehr interessant sein.

 

7. Wandern mit Kind – In einer Gruppe wandert es sich besser

Wandern mit Kind - in einer Gruppe wandert es sich besser

Wandern mit Kind – in einer Gruppe wandert es sich besser

 

Für ihr Kind ist es sicherlich noch viel spaßiger, wenn auch andere Kinder (und Eltern) bei der Wanderung dabei sind. Die Kids können sich dann wunderbar gegenseitig motivieren. Sie können zusammen auf Entdeckertour gehen und sich auf Augenhöhe austauschen. Wenn es ihnen möglich ist, dann hören sie sich in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis mal um, wer ebenfalls gerne wandert und beim nächsten Mal mitkommen möchte. Alternativ können sie sich anderen Wandergruppen anschließen oder sich in Vereinen oder Verbänden erkundigen, wann die nächste Familienwanderung geplant ist.

 

8. Wandern mit Kind – die richtige Ausstattung und Kleidung

Für eine erfolgreiche Wandertour ist natürlich die richtige Ausstattung und Kleidung Voraussetzung.

Je nach Jahreszeit benötigen sie unterschiedliche Dinge. Beim Spielen am Wasser ist z.B. ein Handtuch und Wechselkleidung immer von Vorteil. Im Sommer darf die Sonnencreme und ein Hut nicht fehlen. Im Winter ausreichend dicke Kleidung und dichtes Schuhwerk, sowie ein heißer Tee. Eine genaue Checkliste der benötigten Ausstattung finden sie in meinem nächsten Beitrag.

Wandern mit Kind - auf die richtige Kleidung kommt es an

Wandern mit Kind – auf die richtige Kleidung kommt es an

 

Wir wünschen ihnen viel Spaß bei ihrer nächsten Wanderung mit Kind!